Gedanken zum Lied: „Nach meiner Heimat zieht´s mich wieder“

Dieses Lied wird anscheinend bei Feiern und Treffen von Heimatvertriebenen oft und gerne gesungen. Wahrscheinlich ist es nach einem der Weltkriege entstanden. Man denke nur an die vielen Vertriebenen (Egerländer, Sudetendeutsche, Oberschlesier, Ungarndeutsche etc.), die nicht mehr in ihre Heimat zurückdurften.
Bei uns Siebenbürgern ist das allerdings ein wenig anders. Da meint unser Landsmann Mathias Reisenauer (Stix), dass viele von denen die da mitsingen, von dort nicht schnell genug wegkonnten und teilweise um die Ausreise gebettelt haben. Haben die das alle schon vergessen?
Nun, dem muss nicht unbedingt so sein.
Die Welt war dort noch einigermaßen in Ordnung, bevor unsere deutsche Identität und Kultur in den letzten mehr als vier Jahrzehnte kommunistischer Herrschaft langsam aber sicher zurückgedrängt wurde. Wir fühlten uns erniedrigt, wurden schikaniert, enteignet und manchmal sogar angepöbelt. Davon zermürbt nahmen die meisten im Jahr 1990 die Gelegenheit wahr, von dort so schnell wie möglich zu verduften.
Aber kommen wir zurück zu den Treffen von Heimatvertriebenen. Man sollte bedenken, dass bei einer solchen Masse von Menschen nicht einer wie der andere denkt oder fühlt. Da gibt es manchmal ganz verschiedene Typen: Pessimisten, Optimisten und Realisten, sowie vom Temperament her Choleriker, Phlegmatiker und Melancholiker. Letztere sind bekanntlich etwas sensibler als andere und denken wahrscheinlich beim Singen solcher Lieder zurück an frohe und glückliche Tage ihrer Kindheit und Jugend, oder an Erzählungen aus Erinnerungen ihrer Eltern, als die alte Heimat noch in Ordnung war.
„Drum singe wem Gesang gegeben.“ Ich selbst singe auch oft und gerne bei jeder Gelegenheit mit, auch bei diesem Lied. Übrigens gibt es mehrere Varianten davon und meine Gedanken beschäftigen sich da oft mit folgenden Zeilen:
„Nun schauen fremde Leute aus dem Fenster,
es war einmal mein Elternhaus,“
oder:
„Flieh, flieh und kehr nicht mehr zurück,
die Du gekannt und die Du hattest gerne,
„Die gibt's nicht mehr, vorbei das Glück“
oder:
„Verzeih, verzeih, dass ich hier fortgezogen,
die alte Heimat gibt's nicht mehr.“
In Erinnerung an frohe, glückliche Kindertage und an die Jugendzeit, die man dort einst verbrachte, sollte man die alte Heimat, als sie noch in Ordnung war, nicht vergessen.
Nun aber nach fast drei Jahrzehnten, sollten wir uns hier endlich mal eingelebt haben. Oder?
Ich habe irgendwo einmal gelesen: „Wie ein Geheimnis zeigt sich Dir Deine Heimat, oft erst wenn Du sie verlassen hast.“
und:
„Heimat ist ein Nah-Raum, mit dem sich Erinnerung verbindet. Heimat ist Zeit, Raum und soziale Bindung, Geschichte, Ort, Familie und Freunde.“
So gesehen, kann man auch zwei Heimaten haben. Es gibt vielleicht einige unserer Landsleute, die in Selbstmitleid versinken weil sie meinen wir wären heimatlos und arm dran. Ich aber (und bestimmt auch viele andere), sind der Meinung, dass wir nichts zu beklagen haben. Wir sollten lieber zum eigenen Trost daran denken, dass wir nun zwei Heimaten haben: die alte (Heimat), die wir im Herzen behalten und die neue, der wir aber auch ab und zu danken sollten.

In diesem Sinne habe ich versucht ein kleines Gedicht zu Papier zu bringen, mit dem Titel:
„Zwei Heimaten“
Hier gehts zum Gedicht

Leopold Leonbacher
Frankenberg / Eder, Ostern 2017

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