Auf dieser Seite wollen wir Persönlichkeiten der Neppendorfer Geschichte vorstellen und ihr Wirken würdigen. Für die Erstellung dieser Texte möchten wir Erwin Köber unseren Dank aussprechen.

Eppo (12.- 13.Jahrhundert)

Eppo ist ein alter deutscher Personenname. In unserem Fall handelt es sich um die Person Eppo, dem Neppendorf seinen Namen verdankt und erstmals im Jahre 1327 in einer lateinischen Urkunde als „villa Eponis“ erwähnt wird. Einige Historiker vermuten in Eppo den Anführer einer Gruppe von deutschen Siedlern, die im 12. Jahrhundert auf dem Gebiet des heutigen Neppendorf ansässig wurden und ihre Siedlung nach ihrem Anführer benannten. Andere Geschichtsforscher sehen in der Person Eppo einen so genannten „Gräfen“, oder Ortsrichter. Als Anerkennung und Würdigung seiner Verdienste wurde die Siedlung nach ihm benannt. Wenige Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung Neppendorfs, wie weiter oben angeführt, erscheint der Name auch in deutscher Fassung als „ Eppendorf. Die erste Erwähnung des Dorfes in der heutigen Form „Neppendorf“ erfolgte bereits in der zweiten Hälfte des 14.Jahrhunderts.

Michael Gärtz (1893 - 1971)

Michael Gärtz wurde am 21. Oktober 1893 in Neppendorf geboren und blieb zeitlebens seinem Geburtsort treu. Im Alter von neun Jahren trat er der Neppendorfer Blaskapelle als Trommler bei und lernte auch das Flügelhorn spielen. Seine musikalische Laufbahn setzte er in der Militärkapelle des Hermannstädter 90.Infanterieregiments fort und wurde 1943 deren stellvertretender Leiter. Vorher jedoch war er 1926 zum Dirigenten der Neppendorfer Blaskapelle gewählt worden, Amt, das er 45 Jahre ausüben sollte. Ende des zweiten Weltkriegs kam es 1946 durch ihn zur Neugründung der Kapelle. Im Jahr 1951 wurde der Kapelle unter seiner Leitung der 1.Landespreis und 1960 der 2.Landespreis für Blaskapellen in Rumänien verliehen. Parallel zu seinem musikalischen Wirken in Neppendorf leitete Michael Gärtz über dreißig Jahre auch die Brukenthalkapelle „Blasia“ aus Hermannstadt.

Michael Gärtz

Würdigung

Michael Gärtz hat sich zeitlebens für das musikalische Kulturleben in Neppendorf eingesetzt. Die Blaskapelle erstarkte unter seiner Leitung und die Qualität ihrer Musik erlebte bedeutende Höhepunkte. Michael Gärtz gehört zu den bedeutendsten Musiklehrern Neppendorfs und Hermannstadts in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Hellmut Klima (1915 - 1990)

Hellmut Klima wurde am 13. Februar 1915 in Hermannstadt/Siebenbürgen geboren. Die Volksschule und das Gymnasium besuchte er an der Brukenthalschule in seinem Geburtsort. Danach studierte er 1932 bis 1936 in Klausenburg Geschichte, Philosophie und Literatur. Es folgten weitere zwei Studienjahre der Theologie in Wien und Leipzig. Im Jahre 1939 promo-vierte er zum Thema „Die Gubernatoren aus Siebenbürgen von 1774-1867“. Zeitgleich legte er in Hermannstadt die Pfarramtsprüfung ab. Zunächst arbeitete er als Aufsichtslehrer im Diasporaheim in Hermannstadt und als Geschichtslehrer am Brukenthalgymnasium. Im Jahre 1940 begann er seinen Dienst als Pfarrer in Neppendorf. Von 1969 bis 1978 war er zugleich auch Dechant (Dekan) des Hermannstädter Kirchenbezirks. Im Jahre 1941 heiratete er Maria Liebhart aus Neppendorf. Die Ehe blieb kinderlos. Auch nach dem Eintritt in den Ruhestand 1980 blieb er in Neppendorf. Am 7.November 1990 verstarb er im Alter von 75 Jahren und wurde auf dem Neppendorfer Friedhof beigesetzt.

Hellmut Klima

Würdigung

An erster Stelle soll hier sein unermüdlicher Einsatz in der 40-jährigen Amtszeit als Pfarrer von Neppendorf gewürdigt werden. Seine pfarramtlichen Aufgaben hat er stets mit großer Sorgfalt und Disziplin zu erfüllen versucht. Solche waren nicht wenige in der seinerzeit größten siebenbürgischen Landgemeinde. Viele Neppendorfer Familien verdanken seinem wissenschaftlichen Arbeiten ihre Familienchroniken. Auch seine Tagebücher sind eine sehr reiche und wertvolle Zeitchronik der Gemeinde. Seine Amtstätigkeit hinderte ihn nicht daran auch übergemeindliche kirchliche Aufgaben zu erfüllen. So als geistliches Mitglied sowie Dechant des evangelischen Kirchenbezirks Hermannstadt, Mitglied des Landeskonsistoriums und stellvertretender Bischofsvikar.

Über sein berufliches Wirken hinaus verfasste Dr.Hellmut Klima 237 Ortschroniken siebenbürgisch-deutscher Gemeinden („Klima-Mappen“), Studien über die Einwanderung der österreichischen Landler nach Siebenbürgen und wissenschaftliche Publikationen im In-und Ausland.
Siehe auch siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/15326-dr-hellmut-klima-vor-100-jahren.html

Die Neppendorfer Blasmusikkapelle (1879 - 1994)

Neppendorf zählte nicht nur zu den größten deutschen Landgemeinden in Siebenbürgen, es war auch Träger reicher Kulturtraditionen. Unter ihnen nimmt die Musik eine besondere Rolle ein. Sie hat das Leben der Deutschen in Neppendorf geprägt und ihnen zu Ruhm und Anerkennung auch über die Grenzen der Gemeinde hinweg verholfen. In Neppendorf selbst wurde die Blasmusikkapelle zum bedeutendsten Kulturträger. Im Laufe ihrer Geschichte wurden der Kapelle mehrere Preise auf Landesebene verliehen. Ihre Biographie bezeugt auch Konzertreisen im In- und Ausland.

Chronik der Blasmusik in Neppendorf

1879 Gründung der ersten Neppendorfer Blaskapelle (Dirigent Reissenberger)
1895 Gründung einer zweiten Kapelle (Leitung Prediger W.Capesius)
1898 Uniformierung der Musiker
1914 Konzertreise nach Budapest, Pressburg, Wien und Graz.
Kriegsbedingte Vereinigung der beiden Kapellen für Begräbnisse.
Jugendliche gründen die „Kriegsmusik“- Kapelle zu Unterhaltungszwecken
1918 Zusammenschluss aller Kapellen unter Michael Schnell
1926 Michael Gärtz wird zum Kapellmeister gewählt
1940 Kriegsbedingte Auflösung der Kapelle
1946 Michael Gärtz gründet eine neue Blaskapelle und wird ihr Dirigent
1951 1.Landespreis für Blasmusik in Rumänien
1960 2.Landespreis für Blasmusik
1971 Tod von Kapellmeister Michael Gärtz
1971 Wahl zweier Kapellmeister: Josef Hubner und Mathias Hubner
1979 100-jährige Jubiläumsfeier
1980 Amtsverzicht der beiden Kapellmeister durch Auswanderung nach Deutschland.
Kurt Reisenauer wird zum Dirigenten gewählt (jüngster Kapellmeister).
Nach 20 Monaten Amtszeit Auswanderung in die BRD
1981 Hans Gärtz jun. wird neuer Kapellmeister.
Gründung einer Schülerblaskapelle
1985 Verzicht auf Leitung der Kapelle zwecks Auswanderung nach Deutschland.
Wahl von Andreas Beer zum Nachfolger
1990 Andreas Beer legt sein Amt nieder zugunsten einer Auswanderung nach Deutschland
1990 Pfarrer Heinz Galter und Josef Köber übernehmen die Leitung der Restkapelle
1991 Pfarrer Dietrich Galter übernimmt die Leitung der Kapelle
1994 Auflösung der Kapelle durch die Auswanderung der Musiker nach Deutschland
1992 Neugründung einer Neppendorfer Blaskapelle in Crailsheim/Deutschland.
Der ehemalige Neppendorfer Kapellmeister Mathias Hubner wird zum Dirigenten gewählt


Neppendorfer Musikkapelle Crailsheim

Die Neppendorfer Unterhaltungsmusikkapellen (1960 - 1990)

Die Unterhaltungsmusik in Neppendorf hat auch eine lange Tradition. Mündliche Überlieferungen bezeugten die Existenz so genannter „Alleinunterhalter“ bereits im 19.Jahrhundert. In der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts kommt es zur Gründung kleinerer Kapellen die im Laufe folgender Jahrzehnte personell und instrumental systematisch verstärkt und den Anforderungen der Zeit angepasst wurden. In der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts kam es zur Gründung mehrerer Unterhaltungsmusikkapellen (Schrammeln) in Neppendorf. Sie trugen mit dazu bei, dass sich Neppendorf allmählich zu einer siebenbürgischen Musikhochburg entwickelte und in deutschen Gemeinden und Städten Siebenbürgens sehr beliebt und geachtet waren. In der Zeit von 1970 - 1990 gab es zeitgleich 6 - 8 Schrammeln im Dorf. Die klassische instrumentale Besetzung in dieser Zeit war: Schlagzeug, Akkordeon/Orgel, Trompete, Posaune/Bariton, Saxophon/Klarinette, ein bis zwei ( Harmonie- und Bass) Gitarren.

Tanzkapelle „Star“ beim Rekrutenaufmarsch
Traditionelles Neujahrskonzert mit Big Band

Würdigung

Die Neppendorfer Unterhaltungsmusikkapellen trugen mit dazu bei, dass sich Neppendorf allmählich zu einer siebenbürgischen Musikhochburg entwickelte. Durch ihre Auftritte in vielen deutschen Ortschaften Siebenbürgens wurde Neppendorf mit seinen Musikern bekannt und geschätzt.

Neppendorfer Landwirtschafter (12.- 20.Jahrhundert)

Seit der Gründung im 12. Jahrhundert (villa Eponis) bis zur Eingliederung in Hermannstadt im Jahre 1968 durch die damalige Verwaltungsreform, hatte Neppendorf den Siedlungsstatus eines Dorfes bewahrt. Dementsprechend war die Landwirtschaft bis zu der Agrarreform 1921 und besonders der von 1945 wirtschaftliche Grundlage seiner Bewohner. Die geographische Nähe zu einer Großstadt motivierte sie zu einer erfolgreichen Betriebswirtschaftlichkeit.

Neppendorfer Landfrau auf dem
Hermannstädter Gemüsemarkt

Würdigung

In seiner Beschreibung des Landes Siebenbürgen „Das Alte und Neue Teutsche Dacia“, schreibt Johannes Tröster bereits 1666 über die Neppendorfer „Gegen Abend lieget ein Dorff Neppendorff, da die beste Butter gemacht wird“. (aus „Neppendorf, Bewohner, R. Liebhart –Bauinger).

In einem Bericht an den Hermannstädter Bürgermeister Martin von Hochmeister heißt es 1818 über die Neppendorfer Landwirte: “Die Insassen betreiben die Feldwirtschaft recht fleißig…… Sie betreiben Kleinhandel mit Milch, Milchrahm, frischer Butter, Eyer, Hühner u.a. Kleinigkeiten“. „ Die Neppendorferinnen hatten ehemals den Alleinhandel mit frischer Butter „ (gemeint ist in Hermannstadt). Über diese Zeugnisse und Anerkennung der Neppendorfer/innen und ihren landwirtschaftlichen Produkte hinaus bezeugt auch der Autor dieser Zeilen mit eigener Lebenserfahrung die Qualität und Würdigung landwirtschaftlicher Produkte über die Grenzen des Dorfes hinaus bis wenige Jahre vor dem politischen Umsturz im Jahre 1989.

Neppendorfer Handwerkertum (19. - 20. Jahrhundert)

Für die Entstehung und Weiterentwicklung des Handwerkertums in Neppendorf hat die unmittelbare Nähe zu Hermannstadt eine entscheidende Rolle gespielt. Die Hermannstädter Schneiderzunft erwähnt 1484 als Mitglied ihrer Zunft auch einen „ Niclas von Neppendorf“. Ebenfalls im ausgehenden 15.Jahrhundert wird ein Schuster namens „ Peter von Neppendorff“ und ein Fuhrwerker erwähnt. Ohne Zweifel erlebte das Neppendorfer Handwer-kertum einen Aufschwung durch die Ansiedlung von Protestanten aus dem österreichischen Salzkammergut im 18.Jahrhundert, die keine Landwirte sondern Bergleute, Salinenarbeiter und Holzknechte waren. Hier dürfte auch die Ursache liegen, dass das Handwerkertum in den folgenden zwei Jahrhunderten in Neppendorf einen besonderen Aufschwung gerade im Bau-wesen (Zimmermanns- und Maurerberuf) erlebte. Die Agrarreform 1945 und der damit verbundene Verlust des Grundbesitzes beflügelte nochmals das Erstarken des Handwerkertums in den folgenden Jahrzehnten bis zum Beginn der allmählichen Auswanderung vieler Neppendorfer Familien nach Deutschland ab der 70-er Jahre. Der politische Umsturz 1989 und der Massenexodus der Deutschen Ortsbewohner brachte auch das Ende des deutschen Handwerkertums in Neppendorf.

Ehemaliges Neppendorfer Handwerkerhaus mit
Zunftzeichen auf dem Giebel. Foto: 1995

Würdigung

Im Jahre 1484 erwähnt die Hermannstädter Schneiderzunft in ihren Reihen den Meister seines Berufs „Niclas von Neppendorf“. Auch in den folgenden Jahrhunderten bezeugen Chroniken immer wieder die Anerkennung handwerklicher Fähigkeiten der Neppendorfer auch im Ausland. Das bezeugt die Aufnahme und Mitarbeit von Gesellen aus der Schweiz, Schlesien, Ungarn, Stuttgart und Hamburg. Bei der Errichtung bedeutender Bauten im Dorf (Kirchenreparaturen, Häuserbau), in Hermannstadt und Umgebung waren Handwerker aus Neppendorf beteiligt. Der wirtschaftliche Aufbau Rumäniens nach 1945 bot den Handwerkern zusätzlich die Chance des Lohnerwerbs auf allen großen Baustellen im Land. So entstanden viele bedeu-tende Bauwerke, angefangen vom Wasserstaudamm am Bicazfluß um 1960 in der Moldau bis zum größten Bauwerk Rumäniens, das Ceausescu-Palais in Bukarest ab 1980, unter Beteiligung auch Neppendorfer Handwerker.